Wer wird denn heutzutage schon freiwillig Lehrer?

Wer wird denn heutzutage schon freiwillig Lehrer?

Lehrer zu sein ist kein einfacher Job, aber das Schülerdasein ist keinesfalls besser. Oftmals gibt es Streit zwischen beiden Parteien, die auf das fehlende Verständnis für den anderen zurückzuführen sind.

Für uns Schüler stellen Lehrer leider oft Gegenspieler dar, sie bewerten uns, ohne wirklich auf uns einzugehen, aber ist es wirklich so schlimm? Wieso haben wir manchmal das Gefühl, dass Lehrer uns einfach nur fertig machen wollen?

Lehrer sind doch auch nur Menschen und wollen eigentlich nichts Schlechtes, jedenfalls behaupten sie dies. Dazu hilft ein genauerer Blick auf das alltägliche Leben eines Lehrers: sie halten eine Klasse mit meist 25 Kindern bzw. „jungen Erwachsenen“ aus, die entweder noch halb in der Grundschule stecken und frech sind oder sie pubertieren, was keinesfalls einer Verbesserung entspricht. Wer meint, dass es in der Oberstufe besser ist, da man die Kurse theoretisch selbst zusammenstellen darf, der liegt falsch, allein wenn man sich einen Mathe-Grundkurs vorstellt… Um die 20 Schüler, von denen mindestens die Hälfte keine Lust auf das Fach hat und es am Liebsten abwählen würde und auf der anderen Seite, wenn man Glück hat vielleicht 2 oder 3 Schüler, die den Inhalt verstehen und mitarbeiten. So sieht es in vielen Grundkursen aus, vor allem in den verpflichtenden, aber auch in Kursen, bei denen man zwischen Fächern wählen kann, also Sprachen oder Naturwissenschaften.Selbst da sieht es nicht besser aus, denn wer den entsprechenden Bereich nicht als Leistungskurs wählt, der würde ihn am liebsten komplett hinter sich lassen, aber das ist leider unmöglich.

Natürlich könnte man nach der 10. Klasse gehen, aber die wenigsten Schüler oder auch Eltern können einsehen, dass das Abitur für einen ihrer Meinung nach passenden Job nicht unbedingt notwendig ist und wollen lieber, dass ihre Nachkommen das Abitur egal wie bestehen.

Zu dem Stress durch oft unmotivierte Schüler kommt, dass viele Klassen überfüllt sind. Mit 25 Schülern einen individuell angepassten Unterricht zu machen, ist… nennen wir es mal eine Herausforderung. Damit jedoch die Klassen kleiner werden könnten, bräuchte man zum Einen mehr Räume und zum Anderen natürlich mehr Lehrer, doch meistens mangelt es an beidem, wer wird denn heutzutage überhaupt noch Lehrer?

Hinzu kommt, dass Räume und Lehrer Geld kosten und außer Privatschulen alle Schulen vom Staat finanziert werden, der diese Wünsche nicht für jede Schule finanzieren kann.

Eine weitere Herausforderung im Lehrerjob ist die Objektivität in Benotung und allgemein im Verhalten gegenüber den Schülern, doch auf der anderen Seite soll er auf keinen Fall zu streng bewerten und nett sein, also am liebsten nur Einsen verteilen…

Der Lehrer soll dementsprechend ein Widerspruch in sich selbst sein, es ähnelt ein wenig dem Job des Schiedsrichters, der es jedoch auch niemandem recht machen kann, selbst mit Videobeweisen und Assistenten, die ein Lehrer gar nicht nutzen kann.

Dann hat man es als Lehrer noch mit, nennen wir sie mal „Sonderfällen“ zu tun. Damit sind unter Anderem die allseits zum Abschreiben beliebten Streber, von den absoluten Schulhassern ausgenutzt, einem weiteren „Sonderfall“, aber auch die berühmt-berüchtigten Helikoptermütter gemeint..

Mit all diesen Individuen muss ein Lehrer beinahe täglich kämpfen, in der Klasse mit Überfliegern und Schulverweigerern, die man nur schwierig unter einen Hut bringen kann, da geht dann ein „normaler“ Schüler fast schon unter. Dagegen kämpfen natürlich die über fürsorglichen Eltern, denn jedes Kind soll gleich behandelt werden (außer ihr eigenes, das ist besonders wichtig).

Dazu wird oft der Alltagsbezug des Unterrichts angezweifelt, Schüler fragen sich, weshalb man Gedichte auf drei Sprachen interpretieren können muss, aber man nicht lernt , wie man eine Steuerklärung macht. Dabei folgt der Lehrer nur dem Lehrplan, hat kaum Variationsmöglichkeiten und muss das Ganze noch 25 individuellen Schülern beibringen. Man kann sehen, so ein Lehrer hat es nicht einfach, für Schüler ist das Ganze aber auch kein Zuckerschlecken.

Pro Tag mindestens 6 Stunden Unterricht, bei zusätzlichen AGs und in der Oberstufe noch mehr, dazu kommen noch Hausaufgaben und lernen…

Jeder Lehrer meint, sein Fach sei das wichtigste (jedenfalls fühlt es sich so an), sodass man dementsprechend meist ewig an den Hausaufgaben sitzt, denn nicht selten müssen diese für den nächsten Tag bearbeitet werden. Doch dann wird noch erwartet, dass man sich für den Unterricht am nächsten Tag vorbereitet, man könnte fast die gesamte Freizeit mit Schule verbringen. Selbst dadurch, dass Hausaufgaben Wiederholungen des Unterrichts sind, decken sie immer nur einen Teil des Themas ab. Hobbys werden im Leben eines Schülers immer mehr zur Last, vor allem wenn man sich noch mit Freunden treffen will. Natürlich darf man als braver Schüler dann nicht zu spät ins Bett gehen, sonst ist man am nächsten Tag nicht ausgeruht genug für den Unterricht..

Schüler mit (vielen) Hobbys oder freiwilligen Aktivitäten werden quasi bestraft dafür, dass sie sich so engagieren und haben kaum Zeit für Freunde oder um zu entspannen.

Beide Parteien haben ihre Schwierigkeiten, auch wenn es hier teilweise übertrieben und zynisch dargestellt ist, trotzdem wäre es wünschenswert, wenn sowohl Lehrer als auch Schüler mehr Verständnis für den Gegenüber zeigen würden, auch um die Kommunikation zu fördern und Missverständnissen aus dem Weg zu gehen. Es ist jedoch nicht gemeint, dass man gar keine Hausaufgaben mehr aufgeben darf, sondern Schüler vielleicht für einen längeren Zeitraum an etwas arbeiten lässt. Dies setzt jedoch eine gewisse Eigenverantwortung voraus, denn die Schüler müssen sich die Zeit selbst einteilen können. Mehr „Zusammenarbeit“ zwischen Lehrer und Schüler wäre für beide Seiten vorteilhaft, denn dadurch wäre die allseits beliebte Schule für jeden angenehmer. (Larissa)

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